Unter Palmen aus Stahl Rezension

Unter Palmen aus Stahl: Die Geschichte eines Straßenjungen

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Jeder Mensch möchte dazugehören, irgendwo. Einsamkeit, das Gefühl des Ausgestoßen-seins geht an die Substanz, macht Menschen krank und als Gegenwehr möglicherweise kriminell. Wir tun alles dafür, diesen Zustand zu vermeiden. ALLES, denn ohne soziale Kontakte können wir kaum überleben. Was ist aber, wenn man als Jugendlicher von der eigenen Mutter verstoßen wird? Was zerbricht dann? Ist das überhaupt heilbar?

Es sind die besonderen Wechselwirkungen, die in dieser Lebensgeschichte sehr fein herausgearbeitet werden (alles hat eine Ursache, vieles geschieht zufällig). Man mag die Mutter nicht verurteilen, weil man mitbekommt, wie schwer sie es selbst hatte, man kann sehr gut nachvollziehen, was passieren kann, wenn jemand den Halt unter den Füßen verliert, wenn selbst ein guter Freund das Licht ausmacht, wenn man Hilfe braucht und keine bekommt, wenn man gemobbt wird, obwohl man sich einzupassen versucht, wenn man ausgestoßen wird. Nur weil man den Kriterien eines „normalen“ eines „anständigen“ Lebens nicht genügt, nicht genügen kann, weil eben die Situation ist wie sie ist. Mir fünfzehn Jahren ist kaum jemand in der Lage diese Erniedrigungen, die Schamgefühle einfach wegzustecken. Die daraus sich ergebenden Folgen liest man mit einer gewissen Beklemmung. Das Zerbrechen scheint vorprogrammiert. Wie es Dominik Bloh dennoch geschafft hat, sich all diesen Wirrnissen zu entwinden, wie er nie den Mut verloren hat, seine Ziele (bis hin zum Abitur), trotz zahlreicher Rückschläge und nahezu unüberwindbarer Hindernisse, zu erreichen, liest man letztlich mit einer gewissen Genugtuung.

Dieses Buch geht unter die Haut, es lässt einen nicht mehr los. Das Geschriebene entfaltet einen unbeschreiblichen Sog. Nicht allein durch den Inhalt, sondern auch in der Darstellung. Die knappen Sätze, ein Sinnbild für ein Leben, dass jeden Moment die Richtung wechseln kann, nicht weil man es sich wünscht, es plant, sondern weil einfach die Situation nichts anderes mehr hergibt. In solchen Situationen geht es oft um das nackte Überleben. Und wenn es um das nackte Überleben geht, dann sind auch Straftaten kein Hindernis mehr. Diese Zusammenhänge erfährt man hier aus erster Hand – hautnah.

Ein Höhepunkt des Buches ist sicher sein Einsatz in der Flüchtlingshilfe. An dieser Stelle möchte ich einmal etwas salopper formulieren: Hier blüht der Junge auf, hier kann er seine Straßenerfahrungen hilfreich einbringen, gewinnt Freunde – und sich selbst zurück. Und lässt mich persönlich etwas beschämt zurück. Vielen Dank für dieses herausragende Buch Dominik Bloh.

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