Der wal und das Ende der Welt Zusammenfassung: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2020, 18:51 Uhr

Der Wal und das Ende der Welt: Roman - John Ironmonger

Zusammenfassung:

Eine Redakteurin des Bayerischen Rundfunks hat geschrieben, dass dies „eine bezaubernde und philosophische Geschichte über Menschlichkeit, soziales Handeln und eine funktionierende Gemeinschaft“ ist. Das trifft es sehr gut. Joe, Analyst eine Investmentbank in London, schreibt Programme mit denen er die Wechselwirkung von Ereignisse berechnen kann. Das Sprichwort, „Der Flügelschlag eines Schmetterlings hat am anderen Ende der Welt einen Sturm zur Folge“ ist genau sein Ding. Als der Seniorpartner seiner Bank auf ihn aufmerksam wird, möchte dieser, dass Joe die Komponente „Mensch“ mit in seine Berechnungen einfließen lässt. Dies gelingt nur bedingt, zu unberechenbar scheint doch menschliches Verhalten. Doch es gelingt Joe halbwegs nachvollziehbar mit Algorithmen und Statistiken. Irgendwann wächst Joe das Ganze über den Kopf. Sein Umfeld, seine Arbeit, alles erscheint ihm sinnlos. Als er meint einen für die Bank folgenschweren Fehler begangen zu haben, setzt er sich ins Auto und fährt einfach los. Weiter und weiter, bis an den allerletzten Küstenwinkel Englands. In ein kleines Dorf, eine Straße rein und dieselbe wieder raus. Einsam, abgelegen, fern ab von neuester Kommunikation und Technik. Am nächsten Morgen wird er, nackt und bewusstlos am Strand angespült, von einigen Dorfbewohnern gefunden, die ihn in einem kollektiven Handeln zurück ins Leben holen. Wobei er später immer wieder beteuert, dass er sich nicht umbringen wollte. Joe lässt sich auf das Dorfleben ein, bringt sich ein. Auch durch die eher unfreiwillige Aktion, einen gestrandeten Wal mithilfe aller Dorfbewohner zu retten, gewinnt er deren Herzen und wächst ungewollt über sich hinaus.


Joe erkennt schnell, dass das kleine Gefüge im Ort ähnlich tickt wie das große Weltgefüge, welches er in seiner Arbeitswelt analysiert hat. Zusammenhänge stellen sich heraus, Causalitäten, Notwendigkeiten, die völlig logisch sind. Eine Erkenntnis seiner Analysearbeit war unlängst, dass unsere Erde von einer verhehrenden Pandemie heimgesucht werden wird, eher kurz- als langfristig. Er behält Recht. Deswegen kauft Joe von seinem gesamten Ersparten Vorräte. Dies bleibt natürlich nicht unbemerkt und sehr zur Überraschung der Dorfbewohner sorgt Joe nicht nur für sein eigenes Überleben, sondern legt Vorräte für das gesamte Dorf an. Ist er sich doch sicher, dass nach dem Zusammenbruch der Gesellschaft nur noch die solidarische Gemeinschaft aller Überlebender die erhaltende Lebensform sein kann. Er muss mit dem Pastor des Dorfes hart verhandeln, damit er die Vorräte in der Kirche einlagern darf. Dieser ist ihm gegenüber skeptisch, weil er befürchtet, Joe hätte etwas mit seiner Frau angefangen. Und wohl auch, weil Joe nicht so recht daran glaube kann, dass Gott die seinen schon nicht verhungern lässt. Ein besonders einfühlsames Kapital ist jenes, indem Joe mit dem Pastor zusammen im Kirchturm verweilen muss, weil sie sich infiziert haben. Die Dialoge, die konträren Weltanschauungen, die Verzweiflung sind spürbar, nachvollziehbar.


Jeder im Ort spielt eine wichtige Rolle, auch wenn nicht jeder das sofort erkennt. Über den Dorfbrunnen bleibt die Trinkwasserversorgung gewährleistet, Fischfang und Milchtierhaltung sorgen für Nahrung. Man schottet sich ab, macht die einzige Zugangsstraße unpassierbar. Im ganzen Ort spielen sich einzelne Geschichten ab, wie man mit der neuen Situation umgeht. Geschichten, die ineinander greifen. Geschichten, die wenig mit den brutalen, heroischen Szenarien anderer Bücher zu tun haben. Die Menschen haben erkannt, dass sie nur zusammen überleben können, gemeinsam, nicht jeder für sich. Als sich in den Nachbargemeinden herum spricht, dass es hier Vorräte gibt, ist das Entsetzen groß. Wie damit umgehen ? Die Gemeinschaft erweitern oder sich weiter gezielt abschotten ? Ratlosigkeit gepaart mit Hoffnung. Eine interessante Mischung, bei der John Ironmonger nie auf die Idee kommt, drauf zu schlagen, dem anarchischen Trieben Raum zu geben. Er schafft es, diese Situation friedlich zu entschärfen. Die Pandemie nimmt ein Ende. Die Welt in der wir leben, hat sich verändert. Dieses Buch hat soviel Wärme und Tiefgang, zeigt soviel Einfühlungsvermögen in die einzelnen Charaktere, dass es tatsächlich das schier Unmögliche schafft: aus einem Endzeitroman ein Buch voller Hoffnung zu machen.


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