Sprich mit mir Roman Rezension

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Sprich mit mir: Roman

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Es ist nicht das erste Mal, dass sich der Autor in seinem Werk mit dem Verhältnis Mensch / Tier auseinandersetzt. Schon einmal hatte er eine Mann-Frau-Schimpansen-Story als Kurzgeschichte konzipiert. Nun also die lange Form, ein Roman, typisch Boyle, voller skurriler, eskapistischer Momente, humorvoll, spannend, brutal, bitter und unendlich traurig. Der Plot ist eingebettet in tatsächliche Begebenheiten, die Fakten fantasievoll erweitert und ausgeschmückt, gespickt mit vielfältigen Anspielungen. Er ist, unbestritten, ein Meister seines Fachs, der uns bereits auf den ersten Seiten am Angelhaken hat, in seinen Bann zieht und bis zum Schluss nicht mehr loslässt. In „Sprich mit mir“ beweist er das wieder einmal sehr eindrucksvoll.

Warum tun Lebewesen das, was sie tun? Weil sie es wollen. Weil sie es können. Weil sie es, aus welchen Gründen auch immer, nicht lassen wollen. So begegnen uns in diesem Buch mit den beiden Akademikern Dr. Moncrief und Guy Schermerhorn Charaktere, die nicht besonders überraschen. Geldgier, Karriere, Egoismus gepaart mit Verrat in unterschiedlichen Abstufungen. Menschen eben, die wir in vielen Spielarten real und literarisch nur zu gut kennen. Aber da ist auch die Studentin Aimee, Aimee Villard, schön wie ihr Name, die andere vor allem auf Abstand hält, kontaktarm und suchend, nach etwas, was ihrem Leben Sinn verleiht, etwas, das eine diffus empfundene Leere tief in ihrem Inneren ausfüllt: „Tatsache war, dass sie in Ruhe gelassen werden wollte …“ Sie ist es, die in ihrer Selbstaufgabe, was bedingungslose Liebe voraussetzt, diese Geschichte geschmeidig glücken lässt. Dass letztendlich ein auch noch so starkes Gefühl gravierende Wesensunterschiede und anders geartete Bedürfnisse nicht überbrücken kann, die „Welt“ damit einhergehende Gefahren nicht duldet, wird sie auf schmerzliche Weise erfahren müssen.

Und da ist Sam. Ein Schimpanse. Ein Forschungsobjekt, von Menschen aufgezogen, die seine kognitiven Fähigkeiten und sein Bewusstsein ausloten, ein wildes Tier, das, so süß!, in Gebärdensprache kommunizieren kann: „Er war so menschlich und zugleich auch wieder nicht, als wäre es der Zweck seiner Existenz, die menschliche Spezies zu unterwandern“. Seinesgleichen kennt er lange Zeit nicht. Erst in einer Art von Hölle wird er ihre Bekanntschaft machen. Sie ist nicht von Dauer, T. C. Boyle schenkt uns die Flucht als ein typisch nordamerikanisches Roadmovie, aber Sams Schicksal ist dennoch besiegelt. War es bereits, als Moncrief, der sich von Primaten den Ring am Finger küssen lässt – was für ein Bild! - ihn als Baby aus den Armen seiner Mutter raubte und einen Namen gab: „Ich bin Sam.“

T. C. Boyle lässt Frau und Mann, aber auch den Schimpansen zu Wort kommen. Letzterer fasziniert uns, natürlich, weil es kein Tier gibt, das den Menschen so ähnlich ist wie er. Aber, was ist real, was Fantasie? Was wird in das Tier hineininterpretiert? Und dazu kommt die Problematik, die sich schon früh abzeichnet, nämlich dass dieses Tier den Menschen schon lange bevor es ausgewachsen, erwachsen ist, an körperlicher Kraft und Geschicklichkeit weit überlegen und nicht funktioniert, wie beispielsweise Hunde, die seit sehr langer Zeit gezüchtet werden, um unerwünschte Eigenschaften auszuschalten, damit sie als Haustier menschlichen Bedürfnissen (denn darauf läuft es letztendlich immer hinaus) besser gerecht werden: „… wogegen diese Affen direkt aus der Wildnis stammten. Sie waren selbständig. Sie wollten nicht gefangen sein. Und wenn man in ihre Augen sah, sah man sich selbst.“


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